Wir leben in der Dystopie der Vergangenheit.

DER Dystopie? Oder vielleicht eher in einem Sammelsurium verschiedenster Dystopien, die die Vergangenheit ausgespuckt hat. Zu welchem Zweck? Was vielleicht als Warnung gedacht war (wir kennen die Absichten nicht), wurde von der Herrschaft – ja von der Gesellschaft als Ganzes – als Vorlage gebraucht um diesen Albtraum, den wir Realität nennen, herbeizuführen. Es ist fast schon ein alter Hut das zu sagen – es wurde schon so oft vor uns festgestellt. Doch was bedeutet diese Erkenntnis?

Eine Sache ist der Science Fiction, der Dystopie oder der Futurologie (wie das manche nennen), eigen: sie sagen viel mehr über die Gegenwart, in der sie verfasst wurden, aus als über irgendeine Zeit danach.

Wir müssen das Genre der Dystopien als eine Art Brainstorming für die Verfeinerung der Kontrolle verstehen.

Was wir heute beobachten können ist eine Zuspitzung dieser Eigenschaft. Das, was wir heute als Dystopien vorgesetzt bekommen – sei es in Form von Büchern, Filmen oder vor allem von Serien – beschreibt beinahe nur noch die Gegenwart. Ja, diese Dystopien hinken der Gegenwart sogar hinterher! Die Dystopien von heute, sie versuchen uns in einen Zustand zu versetzen, in dem wir glauben, das Dargestellte wäre eine bloße Möglichkeit. Etwas, das kommen könnte. Doch tatsächlich ist es so, dass die gegenwärtige Dystopie uns von dem Horror der Realität ablenkt.

Wo in der Vergangenheit Ansätze von neuer Unterdrückung ausformuliert wurden, sehen wir heute wie uns das Genre der Dystopien geradezu verhöhnt indem es so tut als wäre das was wir beobachten können (noch) nicht der Fall.

Was den Dystopien seit jeher gemein ist, ist die hauchdünne Grenze zur Utopie. Es gibt etliche Beispiele, in denen etwas das wir eindeutig als Dystopie lesen können als Utopie gedacht war und umgekehrt. Doch heute, in diesem Boom der Dystopien, ist die Unterscheidung unmöglicher denn je.

Wir leben in einer existenzialistischen Hölle, in der es uns nicht möglich ist aufeinander einzugehen. Wir wandeln umher, vereinzelt, wie Tote, denen jeder Austausch mit der wirklichen Welt verwehrt ist. Doch, diese Feststellung schafft es nicht einmal mehr zu schockieren, diese Vereinzelung – sie ist die wirkliche Welt, sie ist die soziale Realität.

In einer Welt, in der es nurnoch möglich ist verschiedene Grade des Horrors zu unterscheiden, stellen wir fest wie wir beginnen, die Unterdrückungsmethoden der Vergangenheit zu verteidigen, um jenen der Gegenwart etwas entgegenzusetzen. Ein jämmerlicher Zustand, in dem wir das Bargeld beweinen, in dem wir hoffen, dass hinter unserer Überwachung noch ein Mensch sitzt und nicht nur ein Algorithmus. Nicht nur die Maschine.

Eine Welt, in der die einen sich für die Hingabe zur Technologie und somit für die Aufgabe ihrer Individualität entscheiden und den anderen nur noch die Vergangenheit der Unterdrückung als Bezugspunkt bleibt.

„Dein Fleisch ist ein Relikt. Ein bloßes Gefäß“
„Übergib uns dein Fleisch und eine neue Welt erwartet dich…“

Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate!
Ihr, die ihr hindurchschreitet: lasset alle Hoffnung fahren!

Zu spät, zu spät, zu spät, zu spät!

So scheint es…

So scheint es! Doch nein! Wir geben nicht auf. Wir akzeptieren das Dauerbombardement der Dystopie nicht einfach. Was uns bleibt. Was uns immer geblieben ist. Ist die Zerstörung! Mutwillig. Blind! Aus einer Position des Nihilismus heraus.
Hoffnung? Für sie gibt es keinen Grund. Doch… Vertrauen. Vertrauen in unsere eigene Fähigkeit der Zerstörung. Des Kaputtmachens.

Kaputtmachen!

Die zerstörerische Kraft ist eine kreative Kraft. Doch… wir haben erkannt, dass sich die Unterdrückung aus unserer Kreativität speist. Egal in wohin diese gerichtet ist. Deshalb: Die Kraft der Zerstörung als beliebiger Akt. Ohne Sinn und Verstand. Einfach. Nur. Kaputtmachen.

Kaputtmachen!

Hin! Hin! Hinfort mit dem ganzen Scheiß. Hinüber. Zerstörungs… wut? Nein, kalte, stoische, alltägliche Zerstörung!

Mach

kaputt

was dich

Nein!

Mach.

Einfach.

Kaputt!