Hoffnung ist ein schlechter Ratgeber
Seit dem Beginn des pandemischen Ausnahmezustandes, hoffen wir alle, dass er wieder aufhört. Nicht, dass die Welt davor ein friedliches Paradies war, aber jetzt ist offensichtlich noch alles beschissener. Erst hält man den ersten Lockdown durch und hofft auf den Sommer, dann kommt plötzlich der zweite Lockdown und einem wird gesagt, dies sei der Letzte. Beim dritten Lockdown, heißt es, dann und wann ist alles gut. Jetzt sind wir im vierten Lockdown und die Propagandamaschinerie läuft auf Hochtouren. „Augen zu und durch!“, „Nur noch boostern und dann wird alles normal!“, „Geduldig durch den Coronawinter“. Doch so langsam wird mehr als offensichtlich, dass so etwas wie die alte Normalität nicht zurückkehren wird und dass die wesentlichen Merkmale der gegenwärtigen Situation auch in Zukunft bestehen werden: Flächendeckende QR-Code-Kontrollen (in der ein oder andern Form), Grenzschließungen und tausende Flüchtlinge, die an den Grenzen halb oder ganz erfrieren, Tracking der Bevölkerung durch Apps, Zoom-ifizierung von Arbeit, Schule und Uni, halbjährliches Nach-Boostern und schrittweise Abschaffung des Bargeldes. Ob Geschäfte, Clubs und Theater nun geöffnet sind oder nicht, die QR-Code-Kontrollen werden mit unterschiedlichen Vorwänden bestehen bleiben und somit wird der „Ausnahmezustand“ schleichend zur Normalität. Die personalisierte digitale Identität einzuführen und beizubehalten macht für allzuviele Technologie-Firmen einfach zu viel Sinn. Es ist doch ohnehin erstaunlich, wie schnell man sich an nie für möglich erahnte Situationen gewöhnen kann… und bald hört das je eh alles auf… Nein! Hoffnung ist ein verdammt schlechter Ratgeber. Wir befinden uns in der Welt der Zukunft – die Gegenwart bestimmt die Zukunft und speist sich aus der Vergangenheit – sprich: Wenn all die oben erwähnten Bedingungen, welche das „Neue Normal“ beschreiben und ausmachen, dem Kapitalismus und den Staaten nützen und von diesem gefördert werden, warum sollten diese sie dann rückgängig machen? Wenn all die oben beschriebenen Faktoren zum einen Riesenprofite (Dax-Rekord!) und gleichzeitig massive Überwachung und Gehorsam bedeuten, warum sollte die herrschende Klassen von ihnen ablassen?
Wir befinden uns auf dem Weg in die Zukunft und diese ist eine technokratische Festung Europa: An den Grenzen Kriege, Aufstände und sterbende Flüchtlinge, im Inneren ein technologisches Kontrollregime, die Digitalisierung aller Lebensbereiche, flexible Arbeit und eine Ökonomie mit ständig neuen „disruptiven Innovationen“ und eine strenge Unterteilung in gesellschaftliche Verliererinnen und Gewinnerinnen. Wir werden diese Zukunft nicht erreichen, wir befinden uns schon in ihr. Die Tendenz ist klar, der Grundstein ist gelegt. Das war auch schon vor dem Virus so und wäre auch ohne ihn so gewesen. Doch der Prozess wurde um ein Vielfaches durch den pandemischen Ausnahmezustand beschleunigt. In diesem Sinne: Welcome to the future!
Über Propaganda
Heutzutage von Propaganda zu sprechen bedeutet für eine Verschwörungstheoretikerin gehalten zu werden. Aber das ist wiederum das Ergebnis von Propaganda. Aber gehen wir einen Schritt zurück: Was ist Propaganda? Propaganda oder PR ist die Kunst jemanden etwas glauben zu machen. Dies kann einerseits durch Medien (Fernsehen, Nachrichten, Zeitung, Radio, Plakate etc.), durch Unterricht oder Massenevents oder auch allein durch die Art und Weise wie über etwas geredet wird und welche Begriffe verwendet werden geschehen. Es geht letztendlich darum jemandes Wahrnehmung so zu verändern, so dass die Person in Bezug auf eine bestimmte Thematik weder eine eigenständige Meinung hat, noch sich selbstständig verhält, sondern einer vorgegebenen Linie folgt. Im Bereich des Konsums ist Werbung letztendlich nichts anderes als Propaganda: Zum Beispiel dass Tablette XYZ das ultimative Mittel gegen Kopfschmerzen ist. Oder dass sich beim Geruch von Parfum XYZ jede und jeder verliebt. Auch Politik bedient sich Propaganda, gerade im Kontext von Kriegen: Die Partei XYZ ist die einzige, welche deine Sicherheit garantieren kann. XYZ bedroht unsere Freiheit, deswegen müssen wir aufrüsten. Und auch im pandemischen Ausnahmezustand benutzt der Staat extrem viel Propaganda: Bleiben Sie zu Hause! Lassen sie sich impfen! Und nachimpfen! Und boostern! Und Frei-testen! Das Partyvolk ist schuld an der Pandemie! Die Reiserückkehrer sind schuld an der Pandemie! Die Ungeimpften sind schuld an der Pandemie! Es wird eine Redensart entwickelt, welche einem Schwarz-Weiß-Denken gleich nur „Gesund“ und „Ungesund“; „Getestet“ oder „Nicht-Getestet“; „Geimpft“ oder „Ungeimpft“; „Solidarisch“ oder „Verschörungstheoretiker“ kennt. Es ist relativ einfach sich „richtig“ und „solidarisch“ zu verhalten – und alle, die das nicht tun, sind entweder „unverantwortlich“, „rechts“, „Schwurbler“ oder „Corona-Leugner“. So wird letztendlich dass Diskutieren verschiedener Lebensrealitäten, Wahrnehmungen und Bedürfnisse zu Gunsten der staatlichen Redensweise aufgegeben und alle anderen von dieser „richtigen“ Redensweise abweichenden Gedanken als bescheuert gebrandmarkt – ist der Sündenbock gefunden, ist die Spaltung der Gesellschaft vollbracht. So kann sich der Staat als omnipotenter Beschützer aufspielen und in guter alter Tradition seine Feinde als geistesgestört, kriminell, extremistisch und terroristisch… äh, faschistisch kategorisieren. Allein die Verwendung des Begriffs Solidarität im Zusammenhang mit der Coronapandemie ist ein Produkt der Massenpropaganda: Reiche, weiße Menschen, die sich zu Hause einsperren und auf Amazon shoppen, fühlen sich solidarisch, weil sie sich eine Spritze geben, während ein paar hundert Kilometer entfernt Flüchtlinge an den Grenzen verrecken und Aufständische von Bullen erschossen werden. In einem der Propaganda geschuldeten Schwarz-Weiß-Denken behaupten sie, dass die „Ungeimpften“ an den Corona-Toten schuld seien und an der Pandemie überhaupt – und der Staat ist letztendlich erfolgreich daran von seinem eigenen Versagen und dem andauernden Abbau des Gesundheitssystems abzulenken. Während zu Beginn des Ausnahmezustandes noch etwas von gesellschaftlicher Wut zu spüren war, ist seit der medial vorangetriebenen Spaltung in „Geimpfte“ und „Ungeimpfte“ kaum noch etwas von der Wut über staatliche Repression zu spüren – zumal diese Repression auch vom Impfstatus abhängt.
Die Seuche ist der Staat!
Schuld an der Pandemie sind jedoch weder Ungeimpfte noch feiernde Jugendliche – die Gründe für das Aufkommen des Großteils aller Seuchen liegen in den Lebensbedingungen, welche der industrielle Kapitalismus geformt hat. Seitdem der Mensch sesshaft geworden ist, hält er Tiere – und diese Tierhaltung ist ausschließlich profitorientiert, sprich, jedes Jahr werden Milliarden Tiere getötet und geschlachtet, welche auf engstem Raum zusammengepfercht leben – vollgepumpt mit Antibiotika, gezüchtet um möglichst schnell möglichst dick zu sein und in industriellen Massenanlagen eingesperrt. Oft entstehen an solchen Orten multi-resistente Keime, springen dann auf den Menschen über und verbreiten sich dann rasant… sogar immer rasanter, denn der Mensch von heute ist flexibel und arbeitet mal hier, mal dort und vor allem die Waren und (Tier-)Produkte müssen möglichst schnell überall hingelangen. Alle fliegen überall hin und die Waren und das Essen, was wir in uns reinstopfen, kommen vom anderen Ende der Welt. Und wenn ersteinmal ein paar Menschen infiziert sind, sind gleich die Massen krank… denn letztendlich sind die Lebensbedingungen der armen Menschen denen der Mastschweine gar nicht so unähnlich: Eng zusammengepfercht wohnen sie in riesigen Wohnblocks, quetschen sich in U-Bahnen, Fabriken, oder Schulen und von der Arbeit sind sie ausgelaugt, gestresst und erschöpft. Zudem ist der Mensch von heute innerhalb seines sterilen Lebensumfeldes dank totaler Entfremdung von natürlichen Lebensbedingungen und der Abwesenheit nicht-industrieller Ernährung von Allergien geplagt und mit einem redlich schlechten Immunsystem und maximalen Unwissen über den eigenen Körper und mögliche Krankheiten gesegnet. Und plötzlich ist die Seuche überall! Doch anstatt daraus zu schlussfolgern, dass Massentierhaltung eine scheiß Idee ist und dass die Vernetzung und Massenmobilität Gefahren birgt – dass es vielleicht sogar schlauer wäre, dezentralisierte, nicht-metropolitane und nicht-industrielle Lebensformen anzustreben, die im Einklang mit der Natur und einem selbst stehen – nutzte und nutzt der Staat die Seuche um die Lebensstätten der infizierten Untertanen in Knäste zu verwandeln: Der Staat hat seit jeher gewusst bei drohenden Pandemien den Ausnahmezustand auszurufen und ein strenges Disziplinarregime einzuführen: In der Pest, die immerhin ein Drittel der europäischen Bevölkerung vernichtete, wurde jeder in seinem Haus eingesperrt und die staatlichen Lakaien wanderten umher, um zu kontrollieren, ob die Quarantäne auch eingehalten wurde. Sie schauten in die Häuser, überprüften, wer denn wo wohnt und schrieben Nummern auf die Häuser – der Beginn der Hausnummerierungen. So wurde die Stadt zu einem Netz von undurchlässigen Zellen. Jeder ist an seinen Platz gebunden. Wer sich rührt, riskiert sein Leben: Ansteckung oder Bestrafung. Dieser geschlossene, parzellierte und lückenlos überwachte Raum, innerhalb dessen jedes Individuum ständig erfasst, geprüft und unter die Lebenden, die Kranken und die Toten aufgeteilt wird – dies ist das Modell einer Disziplinierungsanlage und immer noch die Grundidee der staatlichen Coronapolitik. Nur dass die lückenlose Kontrolle des Raumes und der Individuen zunehmend technologischer wird und von Handys, Funkzellen, Kameras und Apps übernommen wird und diese schrittweise die Rolle der überwachenden Autorität einnehmen.
Hoffen heißt handeln
Wenn wir die Freiheit im Angesicht der uns umgebenden Verblödung und massenhaften Kontrolle behaupten wollen, denke ich, dürfen wir uns auf niemanden anders verlassen als auf uns selbst. Verantwortung für das eigene Leben und die eigenen Taten zu übernehmen, heißt die Hoffnung nicht von fremden Faktoren oder den Herrschenden und ihrer Politik abhängig zu machen. Die Welt hat sich noch nie von selbst hin zum besseren verwandelt und erst recht nicht, wenn Resignation und Angst vorherrschen. Jede freiheitliche Regung ist vom Individuum abhängig, vom Individuum, welches eigene Wege geht und sich mit anderen zusammenschließt um die eigenen Vorstellungen in die Praxis zu setzen. Jede soziale Revolte beginnt individuell und wird von Individuen getragen, jeder sozialen Veränderung und Umwälzung gehen soziale Dynamiken voraus – wenn wir uns nicht selbst bewegen, bewegt sich gar nichts. Es wird kein Ende des Ausnahmezustandes geben – es wird nur Revolten geben, welche im Angesicht von Verarmung und Verhärtung der sozialen Bedingungen eskalieren. Aber diese entladen sich meist nicht in unserem Hinterhof, sondern da, wo wir es gerade nicht erwarten. Doch sind wir fähig an diese Revolten anzuknüpfen?
Wenn wir keinerlei Illusionen über die schrittweise Verbesserung des Zustandes haben, liegt es an uns im hier und jetzt zu leben. Und auf uns selbst zu vertrauen. Auf uns und unsere Ideen, unser Gefühl, unser Verlangen, unsere Motivationen und Taten – daraus können wir vielleicht Hoffnung schöpfen. Diese können dem Albtraum vielleicht ein Ende bereiten, denn von alleine wird er nicht aufhören…